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Ashoka gedenkt und feiert das Leben und Werk dieses verstorbenen Ashoka Fellow.
Johannes Hengstenberg ist überzeugt, dass Klimaschutz nicht abstrakt und kompliziert ist, sondern eine Frage der fundierten Kommunikation und des Zugangs zu Informationen. Johannes hat ein praktisches System entwickelt, das zeigt, wie einfach es ist, Energie zu sparen: Er stellt Online-Tools bereit, mit denen jeder Verbraucher seinen Energieverbrauch verfolgen und Maßnahmen ergreifen kann, um ihn zu reduzieren. Er verändert die Art und Weise, wie Bürger verbrauchen, modernisieren oder Häuser bauen, indem er den Mehrwert des „Energiesparens“ aufzeigt.
Johannes interessiert sich seit seiner Kindheit für soziale und ökologische Themen. Er studierte Volkswirtschaftslehre und promovierte am renommierten Max-Planck-Institut, gegründet von Carl-Friedrich von Weizäcker und Jürgen Habermas, zwei Wegbereitern der frühen Globalisierungsdebatte. Nach langjähriger Tätigkeit in der Umwelt- und Friedensbewegung verließ er 1987 seine wirtschaftswissenschaftliche Forschung, um das Global Challenge Network (GCN) mit zu gründen. Das GCN begann als internationale Bürgerorganisation, deren Aufgabe darin bestand, verschiedene globale Initiativen zur Bekämpfung von Krieg und Aufrüstung, des Nord-Süd-Konflikts und der Umweltzerstörung zu verbinden. Dort konzentrierte er sich darauf, führende Wissenschaftler aus renommierten Think Tanks mit Aktivisten von Umweltorganisationen wie Greenpeace und BUND zusammenzubringen, um den Austausch von Informationen und Fachwissen zu erleichtern. Nach dem Fall der Berliner Mauer 1989 ging er in die DDR, wo er einen Bürgerverein für Umweltschutz mitbegründete. Zunehmend desillusioniert von politischen Debatten über die wachsende Bedrohung durch die globale Erwärmung, beschloss Johannes, sich ganz der Suche nach einem pragmatischen Ansatz für den Klimawandel zu widmen. 1992 holte er eine Gruppe von Freunden zusammen und sie machten sich an die Arbeit, um herauszufinden, wie man Energierechnungen analysiert. Ihr einfaches Ziel: Den Energieverbrauch transparent machen. Aus diesem Büro heraus entwickelten sich CO2online und die vielen Folgeprojekte. Kürzlich wurde Johannes mit dem Sustainable Energy Europe Award (2007) ausgezeichnet; war einer von fünf Finalisten für den Deutschen Social Entrepreneur Award 2008 der Schwab Stiftung und gewann den CleanTech Media Award 2008 für Nachhaltigkeit.
Johannes bringt die Debatte über den Klimawandel in eine für normale Bürger verständliche Sprache, indem er ihnen hilft, ihren Energieverbrauch, ihre CO2-Emissionen und ihre Kosten zu senken. Nachdem festgestellt wurde, dass „moralische Appelle“ oft abschreckend sind und selten in die Tat umgesetzt werden, betont Johannes die wirtschaftlichen Vorteile eines nachhaltigeren Lebensstils. Er hat ein praktisches System entwickelt, das zeigt, wie einfach es ist, sowohl Geld als auch Energie zu sparen, indem es den Verbrauchern ermöglicht, ihren Energieverbrauch zu verfolgen und Maßnahmen zu ergreifen, um ihn zu reduzieren. Seine Tools identifizieren die Einsparungen, wenn Verbraucher ihre Haushaltsgeräte und Heizungsanlagen aufrüsten, Warmwasserbereiter modernisieren oder die beim Bau verwendeten Materialien ändern, wodurch sie bis zu 60 oder 70 Prozent ihrer Energiekosten einsparen. Durch die Bereitstellung einer soliden Kommunikation und eines besseren Zugangs zu Informationen hofft er, die Bürger im Alltag zu ermutigen, „Energiesparen“ als Schlüsselfaktor in ihre Konsumentscheidungen aufzunehmen. Der zweite Teil seiner Arbeit besteht darin, die direkte Kommunikation zwischen Verbrauchern und Geräteherstellern zu eröffnen, um beide Parteien besser über die neuesten Energiespartechnologien zu informieren und der steigenden Nachfrage nach effizienteren Geräten gerecht zu werden. Er bietet sowohl Herstellern als auch Installateuren neue Anreize, in energiesparende Technologien zu investieren, indem er beiden Gruppen Online-Werbeflächen und Bewertungen basierend auf ihrem Energie- und Geldeinsparpotenzial zur Verfügung stellt. Bis heute (2008) hat Johannes mehr als zwei Millionen Menschen in Deutschland erreicht und weitet derzeit seine Bemühungen auf Europa und Übersee aus. Dank seines einfachen und kostengünstigen Ansatzes hat er die Bürger mobilisiert, geschätzte 3,4 Millionen Tonnen CO2 einzusparen, und positive Veränderungen in der Heizungs- und Haushaltsgeräteindustrie insgesamt vorangetrieben.
Jahrelang wurde die Debatte über den Klimawandel und erneuerbare Energiequellen in die Hände von Wissenschaftlern und Regierungsexperten gelegt. Mit abstrakten Konzepten und komplizierten Statistiken gelingt es ihren Argumenten nicht, normale Bürger zu fesseln. Während eine wachsende Zahl nationaler Medienkampagnen und politischer Programme das Thema aufgegriffen haben, haben sich die meisten auf unspezifische Tipps und wirkungslose moralische Appelle verlassen. Inzwischen werden die wichtigen Informationen für Verbraucher – wie viel Energie verbrauche ich, was wie viel ausstößt und wie ich weniger verbrauche – weitgehend ignoriert. Dadurch steigt der Stromverbrauch in Deutschland jedes Jahr um 3 Prozent. Haushalte und Kleinverbraucher verursachen fast 25 Prozent aller CO2-Emissionen und produzieren allein in Deutschland jährlich 140 Millionen Tonnen CO2, doch die meisten Menschen unterschätzen nach wie vor die Auswirkungen ihres Energieverbrauchs im Haushalt auf die CO2-Belastung. Da den Verbrauchern derzeit keine ausreichenden Informationen über ihren Energieverbrauch im Haushalt und die verfügbaren Geräte zu dessen Reduzierung zur Verfügung stehen, besteht eine geringe Nachfrage nach energiesparenden Produkten. Daher bietet der Markt derzeit kaum Anreize für Energieversorger, energiesparende Produkte zu fördern. Tatsächlich haben Energieunternehmen einen Anreiz, ihre Energierechnungen so kryptisch wie möglich zu gestalten: Indem sie die Nachvollziehbarkeit der verbrauchten Energiemenge erschweren, hindern sie Verbraucher oft daran, ihr erhebliches Einsparpotenzial zu erkennen. Darüber hinaus gibt es in Deutschland derzeit rund 2.000 kleine Hersteller von energienahen Produkten und Dienstleistungen, die für den Vertrieb ihrer Produkte fast ausschließlich auf eine Vielzahl von Zwischenlieferanten, Installateuren oder Handwerkern angewiesen sind. Diesen Anbietern mangelt es jedoch häufig an aktuellen Fähigkeiten und Kenntnissen der neuesten Energiespartechnologien, und sie haben folglich wenig Anreiz, den Einsatz innovativerer Produkte zu fördern. Da es ihnen zudem an direkter Kommunikation mit ihren Verbrauchern mangelt, sind sich die Hersteller in der Branche der sich ändernden Marktanforderungen weitgehend nicht bewusst.
1992 entwickelte Johannes mit Hilfe einiger Software-Ingenieure ein Programm zur Analyse von Energierechnungen. Das Tool bietet persönliche Vergleiche zum Bundesdurchschnitt und zeigt das monetäre und CO2-Einsparpotenzial eines Haushalts auf. Nachdem er das Tool zunächst über verschiedene Partnerorganisationen vertrieben hat, hat er inzwischen unter www.co2online.de eine Online-Schnittstelle gestartet, über die jeder kostenlos auf das Tool zugreifen kann. Darüber hinaus bietet die Website E-Mail-Services, FAQ-Bereiche und relevante Ratgeber zu Themen wie Heizungs- und Kellermodernisierung, Dach-, Wand- und Fensterdämmung. Die Seite präsentiert Kontakte zu relevanten Diensten in der Nähe, Richtlinien zur Beantragung staatlicher Subventionen und ein Best-Practice-Archiv. In der Erkenntnis, dass die öffentliche Bildung entscheidend ist, um weitreichende Veränderungen zu bewirken, bringt Johannes eine Vielzahl von technischem Know-how unter Verwendung der Alltagssprache mit ständig aktualisierten Diagrammen und allgemeinen Statistiken zu Emissionen ein. Marketing ist ein wichtiger Bestandteil seiner Strategie. In einer erfolgreichen Öffentlichkeitsarbeit bietet Johannes Medienwebsites, Unternehmen und verwandten Bürgerorganisationen die Möglichkeit, das Tool umzubenennen, um es im Austausch dafür auf ihrer Website zu platzieren. So präsentierte beispielsweise die Münchner Abendzeitung, eine seiner ersten Partnerorganisationen, das Tool auf ihrer Website als „Abendzeitung-Energiesparer für unsere Leser“. Das Tool genießt durch jede Empfehlung zusätzliche Glaubwürdigkeit, da es kostenlos und unternehmensunabhängig bleibt. Bis heute hat er ein Netzwerk von 700 solcher Partnerorganisationen aufgebaut, die wöchentlich durchschnittlich 10.000 abgeschlossene Beratungsgespräche liefern. Er hat auch mit dem ZDF, einem beliebten öffentlich-rechtlichen Fernsehsender, zusammengearbeitet, um einen Wettbewerb namens „Der Energiesparmeister“ zu starten, bei dem die zehn Haushalte, die am meisten sparen, Preise vergeben. Johannes testet und passt seine Methodik ständig an, um einen breiteren Kundenkreis zu erreichen. Er entdeckte, dass die beste Zeit, um Menschen zu erreichen, in „kritischen Entscheidungsphasen“ war, wenn sie umzogen, ein Haus bauten oder ein Haus erbten. Johannes erweiterte konsequent sein Netzwerk an Online-Partnern um Immobilienportale wie Immobiliencout24 und sicherte sich Medienpräsenz in einschlägigen Fachzeitschriften. Anschließend baute er Partnerschaften mit Institutionen auf, die beim Bauen oder Renovieren wahrscheinlich kontaktiert werden, wie z. B. Bausparkassen, regionale Energieagenturen, lokale Bauämter. Johannes hat auch versucht, Nicht-Hausbesitzer in Energiesparbemühungen einzubeziehen. Mieter können auf der Website die Energiebilanz ihres Hauses ausfüllen und erhalten dann einen Briefentwurf an ihren Vermieter, um ihn über Einsparmöglichkeiten zu informieren. Johannes stellte fest, dass jeder vierte Vermieter sein Mietshaus innerhalb von 36 Monaten nach Erhalt der Briefe seiner Mieter renovierte. In der Erkenntnis, dass es älteren Menschen und vielen Menschen mit besonders alten Geräten oft an Internetdiensten mangelt, fördert Johannes das Tool weiterhin offline. Er drängt Wohnungs- und Mietervereine, lokale Treffen, Veranstaltungen und Pressekonferenzen zu organisieren, und stattet sie mit einschlägigen Broschüren, den Heizspiegeln, und Fragebögen aus. Er hat festgestellt, dass Kinder und Lehrer starke Verbündete bei der Verbreitung seiner Botschaft sein können, und versorgt sie mit einem Klimaquiz mit 1.000 Fragen, praktischen Tipps und anderen Materialien, die veranschaulichen, wie man Energie spart. Er plant, Online-Schulungen für Arbeiter in Sanitärunternehmen zu starten, da viele neue Maschinen und Instrumente häufig falsch installieren, was zu einem Verlust an Energieeffizienz führt. Als er feststellte, dass seine Benutzer keinen Zugang zu den maßgeschneiderten Produkten und Dienstleistungen hatten, die zur Umsetzung seiner Vorschläge erforderlich waren, wandte sich Johannes der Verbesserung der Kommunikation zwischen Herstellern und Verbrauchern zu. Er entwickelte eine Reihe von Anreizen für Gerätehersteller, direkt mit interessierten Käufern zu kommunizieren, indem er die Daten der Website zum Verbraucherverhalten nutzte, um Hersteller über das Marktpotenzial energiefreundlicher Produkte zu informieren. Er bietet ihnen Werbeflächen auf seiner Website an und hebt sie entsprechend ihres Energie- und Geldsparpotenzials hervor. Auch Eigenheimbesitzer profitieren, denn wer online nach dem energieeffizientesten Heizsystem sucht, wird fündig. Johannes unternimmt außerdem Schritte, um das Verhältnis zwischen Herstellern und Installateuren zu reformieren. Auch Installateure und Handwerker können auf seiner Website werben, müssen sich aber vorher einem Test zum Grad der „Energiesparkompetenz“ unterziehen. Die am besten informierten und qualitativ hochwertigsten Handwerker in einem bestimmten Bereich erscheinen dann zuerst auf den Suchlisten der Verbraucher. Um schließlich die Installationsprozesse selbst zu verbessern, hat Johannes in Zusammenarbeit mit mehreren Herstellern Schulungsprogramme eingerichtet, die Installateure schulen, um Energieeinsparungen zu maximieren. Johannes ergänzt diese Marketing- und Reformbemühungen durch die Öffentlichkeitsarbeit der Regierung. Nachdem er sich jahrelang für eine neue europäische Energierichtlinie eingesetzt hatte, errang Johannes 2006 einen großen Sieg, als eine Richtlinie verabschiedet wurde, die vorschreibt, dass Energierechnungen transparent, monatlich und konsistent sein müssen. Die neue Gesetzgebung fordert außerdem, dass jedes Mitgliedsland seinen Stromverbrauch jedes Jahr um 1 Prozent senkt. Als die Verantwortung auf die kommunalen Stromversorger überging, schuf Johannes einen neuen Service, um diesen Versorgern zu helfen, ihre Kunden zu motivieren. Der Dienst mit dem Namen „HomeResourcesAccount“ (Energiesparkonto) bietet Kunden ein Online-Konto und ein Energieüberwachungsgerät. Der Nutzer gibt seine Zählerstände für Strom, Gas oder sogar Wasser ein und kann dann automatisch die exakte Energiebilanz seines Hauses verfolgen – und erhält vierteljährliche Kontoauszüge, aus denen hervorgeht, wie viel Energie verbraucht und eingespart wurde. Nachdem er das Tool unter CO2online-Nutzern getestet hat, die 1 Euro pro Monat für den Service zahlen, vermietet Johannes den Service an relevante Institutionen, die ihn ihren Kunden anbieten. Zusätzlich zu seiner direkten Lobbyarbeit hat Johannes mehrere große staatliche Zuschüsse und Dienstleistungszahlungen erhalten, die heute den Großteil seiner Finanzierung ausmachen. Kommunen im ganzen Land haben ihn engagiert, um Wähler durch regionale Vorträge und Informationsmaterialien über ihr Energieeinsparpotenzial zu informieren. Dank dieser jüngsten Zusammenarbeit schätzt Johannes, dass CO2online das Potenzial hat, rund 20 Millionen Verbraucher zu erreichen. Seit 2004 erhielt er eine Förderung des Bundesumweltministeriums für eine umfangreiche Kampagne, die darauf abzielt, den CO2-Ausstoß privater Haushalte durch effizientere Nutzung von Heizung, Strom und Verkehr zu senken. Anhand von gedruckten und per E-Mail versandten Fragebögen hat Johannes herausgefunden, dass 91 Prozent der Nutzer nach einer Beratung bei CO2online ihre Haushaltsgeräte modernisieren oder modernisieren wollen, 56 Prozent ihre Heizungsanlage erneuern und 29 Prozent einen Energieberater beauftragen. Noch auffälliger ist, dass jede Beratung durchschnittlich eine Tonne CO2 einspart und die Regierung etwa 1 bis 2 Euro kostet, verglichen mit den 80 Euro pro Stunde, die professionelle Ingenieure verlangen, um das Einsparpotenzial eines Hauses zu analysieren. Die Ingenieure werden jedoch nicht umgangen, sie kommen nur einen Schritt später, nachdem die Online-Beratung den Appetit der Hausbesitzer geweckt hat, empfiehlt CO2online, Profis für Details zu beauftragen. Seit Juli 2004 haben die Online-Berater von Johannes Menschen dazu motiviert, insgesamt 2,4 Millionen Tonnen CO2 zu vermeiden. Johannes hat seinen Ansatz in Österreich repliziert und arbeitet nun mit Partnern in Polen, Irland, der Schweiz und Frankreich zusammen, um die Technologie in ganz Europa zu verbreiten, und hofft, die Technologie letztendlich weltweit einzusetzen.
Johannes Hengstenberg Johannes Hengstenberg